Mitarbeiterbericht

Eier-Ernte

Wir sind sehr dankbar, dass wir nun (im September) nach langen Monaten des Beobachtens und Wartens die erste Ernte einfahren können! Unsere Legehennen haben begonnen, ihre Bestimmung zu erfüllen und wir halten die erste Ernte, unsere ersten Eier, in den Händen.

Wir hatten Projektgelder bekommen, um Christen in Schwierigkeiten ein Einkommen zu ermöglichen und ihnen so nicht nur Arbeit zu geben, sondern ihnen auch einen Teil ihrer Würde zurück zu geben, indem sie nicht mehr darauf angewiesen sind, dass andere ihnen finanziell unter die Arme greifen und sie keinen mehr um einen Sack Reis bitten müssen. So wurden im April unsere 1500 Tagesküken aus Frankreich geliefert – obwohl der guineische Staat aus Angst vor der Vogelgrippe eigentlich kurz zuvor die Einfuhr ausländischer Hühner verboten hatte. Seit April brauchten die Küken täglich zu essen, sie brauchten Impfungen und tierärztliche Betreuung, regelmäßig frische Spreu usw. Da wartet man auf Ertrag, aber stattdessen muss man beständig Geld ausgeben. Und die Küken wuchsen schnell und brauchten immer mehr Futter…

Nun hat Ousmane sich natürlich im Vorfeld sehr genau informiert (sonst müsste man so ein Projekt ja auch gar nicht erst starten), daher wussten wir, dass mit den ersten Eiern erst im September zu rechnen ist. Während fünf Monaten wird ausschließlich investiert, bevor man auf die ersten Eier hoffen kann. Ob die Hühner wirklich pünktlich mit dem Eierlegen anfangen, hängt außer den individuellen Unterschieden natürlich auch davon ab, ob sie gesund sind, gut und genug zu fressen bekommen etc. Man weiß also in der Kostenaufstellung im Vorfeld, dass man fünf Monate lang einzig und allein investiert, aber dann wird es beginnen sich auszuzahlen. Schritt für Schritt sollten dann ab Oktober keine Investitionen von außen mehr nötig sein, d.h. der Eierverkauf sollte die Kosten für Futter, Miete der Hühnerfarm und Lohn des Arbeiters vor Ort etc. decken können und den Eierverkäufern ein Einkommen ermöglichen. Später soll dann Gewinn abfallen, von dem dann einerseits die getätigten Investitionen zurückbezahlt werden (damit später ein neues Projekt gestartet werden kann) und andererseits Geld für den Import weiterer Hühner beiseitegelegt werden, wenn diese zum Ende ihrer Legeleistung kommen.

Fünf Monate Investitionen bis zur Ernte der ersten Eier. Das ist leicht kalkulierbar.

Es wäre schön, wenn es auf dem Missionsfeld ebenso wäre: wenn man wüsste, wie lange man investieren muss und wann man mit der Ernte rechnen kann. Nach einem Jahr predigen oder nach fünf Jahren Freundschaftsevangelisation wird die Person ihr Leben Jesus anvertrauen. Leider ist es aber nicht so. Genauso wenig wie wir die Ernte produzieren können, können wir wissen, wann die Ernte reif ist: Gott schenkt das Wachstum. Das ist manchmal gar nicht so einfach auszuhalten. Wir wünschen uns möglichst schnell Resultate. Weil es einen selbst ermutigt. Weil man das Gefühl hat, der Mission und den Spendern gegenüber Resultate aufweisen zu müssen. Aber der Bau des Reiches Gottes braucht manchmal Zeit. Viel Zeit. Und ich muss zugeben: ich bin kein besonders geduldiger Mensch…

Der Prediger sagt uns, dass alles seine Zeit hat, z.B. Pflanzen und Ausreißen (Pred 3,1+2). Säen und Ernten passt ebenfalls in diese Logik. In Vers 11 heißt es, dass Gott für alles den rechten Zeitpunkt bereits bestimmt hat. Außerdem, dass Gott in jeden Menschen die Ewigkeit hineingelegt hat. Gerade in Guinea wissen die Menschen sehr genau um die Ewigkeit und sie sehnen sich danach, sie im Paradies verbringen zu können. Und doch kennen sie oft keinen Weg, der sie mit Sicherheit an ihr Ziel bringt. Gott möchte, dass sie ihren Frieden in Ihm finden. Aber wir wissen nicht, wie lange jemand braucht, um diese Entscheidung zu treffen. Gott kennt den Zeitpunkt und ich muss meine Ungeduld im Zaum halten und Ihm vertrauen. In der Zwischenzeit möchte ich den Rat aus den Versen 12 und 13 befolgen: „So kam ich zu dem Schluss, dass es für den Menschen nichts Besseres gibt, als fröhlich zu sein und das Leben zu genießen. Wenn er zu essen und zu trinken hat und sich über die Früchte seiner Arbeit freuen kann, ist das Gottes Geschenk.“ (HFA) So freue ich mich über die Hühner, die zum festgelegten Zeitpunkt mit dem Eierlegen begonnen haben und gehe jetzt in die Küche, um Eierpfannkuchen für die ganze Familie zu machen.

Gitte