Fröhlich bin ich auf dem Weg zu unseren Straßenjungs. Pünktlich eine Viertelstunde vor Beginn treffe ich am Ort des Geschehens ein. Meine Uhr habe ich noch nicht abgelegt, obwohl man ja bekannter Weise diese Mechanik hierzulande nicht benötigt. Dennoch werfe ich einen kurzen Blick auf mein linkes Handgelenk. Fünf vor. Ah ja, da ist Hopfen und Malz noch nicht verloren. Der einheimische Mitarbeiter, der heute die biblische Geschichte erzählen soll wird schon noch auftauchen. Und der, der sich für die Alphabetisierung vorbereitet hat, auch. Wieder ein flüchtiger Blick auf die Zeiger. Acht Uhr. Unser Projektleiter trommelt uns drei anwesende Mitarbeiter zusammen. Ehe ich mich versehe sitze ich, während die Straßenjungs mit den anderen Mitarbeitern singen, über der aufgeschlagenen Bibel. Ich muss nicht auf die Uhr schauen um zu wissen, dass ich ca. 15 Minuten Vorbereitungszeit habe. Die besagten Mitarbeiter sind doch nicht mehr aufgetaucht. Und dann stehe ich schon vor den Jungs und nehme sie mit in die Dinge, die Johannes der Täufer in der Offenbarung über die zukünftige neue Erde schreibt: Keine Tränen mehr, keine Gewalt, nur Herrlichkeit.

Mein Blick schweift durch die Reihen, von denen aus mich die tief brauen Augen aufmerksam anblicken. Und ich weiß noch, wie mich tiefe Freude durchströmt: Was darf diese Botschaft für unsere Jungs bedeuten? Für sie ist das Leben auf der Straße alles andere als schön, im Kontrast dazu dürfen wir ihnen Hoffnung schenken auf eine wunderbare vollkommene Welt, wenn sie Jesus in ihr Leben aufnehmen.

Als ich mein letztes Wort gesprochen habe, kommt der Mitarbeiter zur Tür hinein, dem ich diesen Moment zu verdanken habe. Ich schaue auf die Uhr: Mindestens 45 Minuten zu spät. Und ich nehme mir vor, spätestens in der Ewigkeit meine Uhr abzulegen.