Gebetsanliegen Mitarbeiterbericht

Auf der Straße Zuhause

Unser Zuhause hat eine sehr praktische Lage. Das Stadtviertel ist ruhig, doch man ist in zehn Minuten in der Innenstadt. Somit ist der Weg nicht zu weit, damit unsere Straßenkinder immer mal vorbei kommen um zu grüßen oder ihre Wunden behandeln zu lassen. Vor kurzem tauchte Ahmat mit Zahnschmerzen bei uns auf, im Schlepptau einen mir unbekannten Jungen namens Oumar. Wir kamen etwas ins Gespräch und ich stellte ein paar Fragen, um ihn etwas kennenzulernen. Es stellte sich heraus, dass er „neu“ auf der Straße ist, angeblich mit jemandem aus Mongo kam, was eine halbe Tagesreise mit dem Bus entfernt von uns liegt. Seine Kontaktperson hätte er verloren und lebe nun auf der Straße. Wie so häufig darf man der ersten Variante eines Straßenkindes nicht sofort Glauben schenken. Denn meist erfinden sie zunächst eine Geschichte. Wenn sie dich etwas kennengelernt haben und Vertrauen aufgebaut haben, rücken sie eher mit der Wahrheit heraus.

Somit tauchte Oumar von nun an alle 2-3 Tage bei uns auf. Praktischerweise war er manchmal alleine und so konnte ich etwas mehr mit ihm ins Gespräch kommen. Es stellte sich heraus, dass er mit seinem Halbbruder aus einer K.- Schule abgehauen war. Seine Familie wohnt in Abéché, ebenso eine halbe Tagesreise von seiner Schule entfernt. Sie hatten ihn vor 2 Jahren dorthin geschickt und er darf erst wieder nach Hause kommen, wenn er den K. auswendig gelernt hat.

Das Leben als K.- Schüler ist meist sehr hart. Ihr Essen müssen sie sich erbetteln und außerdem noch 705 CFA pro Tag an ihren Lehrer abgeben. Das ist etwas mehr als ein Euro und ich musste mich ein paarmal vergewissern, dass ich ihn richtig verstanden habe, denn es ist unglaublich viel Geld. Vor allem wenn man sieht, dass es von allen Kindern der Schule erwartet wird. Wenn sie den Tageslohn nicht zusammenbringen, werden sie geschlagen. Deswegen sei er abgehauen.

Ich habe die Chance genutzt, mit ihm über Jesus zu reden, dessen Name er bisher noch nie gehört hatte. Und so versuchte ich ihm anhand von einem kleinen Büchlein über Abraham und das Opfer von Isaak zu erklären, was Jesus für uns am Kreuz von Golgatha vollbracht hat. Was für eine Chance, dies mit ihm teilen zu können! Denn auch wenn ich betroffen war von seiner Geschichte, dachte ich mir, dass er nicht ohne Grund hier auf der Straße gelandet ist und Gott ihn zu uns geschickt hatte. Wir brauchen sehr viel Weisheit von Gott, dass wir wissen, wie wir ihn und so viele andere Kinder, die ein ähnliches Schicksal haben, begleiten und helfen können. Die gesamte Situation ist sehr delikat, da seine Familie ihn nicht wiederaufnehmen wird, sondern sofort in die K.- Schule zurückschicken wird…

Wir wünschen uns so sehr, dass er ein neues, freudiges, kindgerechtes Leben haben darf und die Erfüllung in Jesus finden wird.