In Europa sprechen wir in den Gemeinden nicht so gern übers Geld und die Kollekte wird oft ziemlich diskret gemacht, nach dem Motto „Lass deine linke Hand (und deinen Nachbarn) nicht wissen, was die Rechte tut“. In der einen Gemeinde geht ein Korb oder Opfersäckchen durch die Reihen, bei der anderen steht der Opferstock neben der Ausgangstür. Alles bleibt ziemlich anonym.
Im tschadischen Kontext nimmt die Kollekte einen anderen Platz im Gottesdienst ein. Körbe werden vorne auf einem Tisch abgestellt; oft mehrere, weil der Zehnte und Spenden getrennt gesammelt werden. Der Chor fängt an zu singen und die Gemeindeglieder laufen der Reihe nach nach vorne. Auf dem Weg dahin überlegst du, ob du, wie die drei vor dir tanzenden Frauen, mittanzen solltest oder nicht. Du prüfst, ob du das Geld in der rechten Hand hältst (nicht in der linken!) und versuchst herauszufinden, in welchen Korb du deine Almosen reinwerfen sollst. Nachdem du wieder an deinem Platz sitzt, überfordert von dem Ganzen, merkst du, dass es am gleichen Sonntag noch zwei weitere Kollekten gibt, nämlich für die Weihnachtsfeier und für die Waisenkinder der Gemeinde. So suchst du eilig in deiner Tasche zwischen Wasserflasche, Fächer und Liederbuch, ob du noch irgendwo ein paar Scheine hast und achtest gleichzeitig auf das Hin und Her der Menschen, damit du den richtigen Zeitpunkt, aufzustehen, nicht verpasst.
Tja, die Kollekte ist hier manchmal sportlich, aber man gewöhnt sich daran…