„Mit all dem sollte Gottes herrliche, unverdiente Güte gepriesen werden, die wir durch seinen geliebten Sohn erfahren haben. Durch Christus, der sein Blut am Kreuz vergossen hat, sind wir erlöst, sind unsere Sünden vergeben. Und das verdanken wir allein Gottes unermesslich großer Gnade. Ja, in seiner Liebe hat er uns überreich beschenkt: Er hat uns mit Weisheit erfüllt und uns seinen Willen erkennen lassen. Sein Plan für diese Welt war bis dahin verborgen, doch nun hat er ihn uns gezeigt. Durch Christus verwirklicht er ihn genau so, wie er es sich vorgenommen hat.“ Epheser 1, 6-9 (HFA)
Bei der Alphabetisierung oder dem Erzählen der biblischen Geschichte im Straßenkinderprojekt merke ich oft wie bereichernd diese Aufgaben sind. Um die Bibelstellen den Straßenkindern sinnvoll erzählen und auslegen zu können, muss ich mich auf eine ganz neue Art mit den Texten befassen. Aktuell sind wir dabei, die Bücher Esra und Nehemia abzuschließen und dabei hat mich die bücherüberspannende Geschichte ergriffen wie noch nie.
Aufgrund ihres sündigen Lebensstils und ihrer Ignoranz Gott gegenüber mussten die Israeliten Jahrzehnte im babylonischen bzw. persischen Exil leiden, bis Gott ihnen die Rückkehr nach Judäa ermöglichte. Mit einer ganz neuen Leidenschaft für ihren Gott bauen sie dort unter Führung von Esra und Nehemia unter härtesten Umständen Jerusalem wieder auf. Dabei treffen sie radikale, aber auch fragwürdige Entscheidungen. Nachdem der Tempel und die Stadttore wieder intakt waren, feierten die Zurückgekehrten ein riesiges, emotionales Fest. Sie bekannten Gott offen ihre Sünden, lasen das Gesetz Moses und hielten in einem Vertrag fest, von nun an Gottes Geboten folgen zu wollen. Bis hierhin eine bewegende Geschichte. Endlich scheinen die Israeliten es ernst zu meinen und mit einer gebührenden Leidenschaft Gott nachzueifern.
Meiner Meinung nach findet sich die größte Weisheit der Bücher allerdings im letzten Kapitel. Nach einiger Zeit am persischen Königshof kehrt Nehemia nach Jerusalem zurück. Dort stellt er fest, dass die Israeliten während seiner Abwesenheit angefangen haben, wieder in jeglicher Hinsicht gegen Gott zu sündigen. Beispielsweise haben sie den Tempel vernachlässigt und am Sabbat normal gearbeitet und gehandelt. Es hat nicht einmal eine Generation gedauert bis aus der ursprünglichen Leidenschaft wieder eine traurige Gleichgültigkeit geworden war.Mir sagt das Buch, dass es nicht einfach nur ausreicht, sich vorzunehmen von nun an besser sein und die Gebote befolgen zu wollen. Es braucht eine Veränderung des Herzens, wie sie später durch Jesu Vergebung und Erlösung ermöglicht wurde. Das hat den Israeliten gefehlt. Mit ihrem Kopf wollten sie wieder Gottes heiliges Volk werden. Aber ohne die entsprechende Veränderung ihrer Herzen war ihr Streben nicht echt und nachhaltig und sie sind schnell wieder ihrem alten, sündigen Leben verfallen.
Ähnlich ist es mit unseren Straßenkindern. Wir erzählen ihnen, dass Jesus für sie am Kreuz gestorben ist, sie liebt und sie nachhaltig verändern will. Aber es reicht nicht, wenn sie es nur mit dem Kopf verstehen, sondern sie müssen es auch mit dem Herzen spüren. Dafür sind sie auf Gott angewiesen, der ihnen allen individuell diese innere Veränderung schenken möchte.
Bitte betet, dass Gott direkt zu den Kindern (und natürlich auch zu uns) spricht, damit sie die Leidenschaft und Liebe entwickeln, die sie bis in eine Reintegration in die Familie und darüber hinaus trägt.
David