Mitarbeiterbericht

Bewahrung in letzter Sekunde

Sadou* ist Pastor im Städtchen P. im Norden von Kamerun, nicht weit von der nigerianischen Grenze. P. liegt in einem von den Boko Haram besonders betroffenen Gebiet, wo immer wieder Überfälle, Entführungen und Attentate stattfinden. Die Gemeinde in P. ist kleiner geworden, weil viele Mitglieder geflüchtet sind. Andere sind dazugekommen, denn im Nachbarland Nigeria geht es noch schlimmer zu. Sadou fragte sich schon lange, ob es verantwortbar ist, dass er mit seiner ganzen Familie in P. bleibt. Aus Angst vor Überfällen haben sie oft im Busch übernachtet. Eines Nachts zuhause hörten sie viele Stimmen und konnten durch einen Schlitz im Fensterladen sehen, dass Dutzende von Männern ihr Haus umstellt hatten. Sie diskutierten heftig, was sie anstellen sollten: die Familie entführen oder nur den Vater, sie alle umbringen, das Haus ausrauben oder anzünden. Lange ging es Hin und Her, und Sadou hatte alles gehört. Doch die Männer wurden sich nicht einig – und sind schliesslich einfach weitergezogen. Sadou erzählte mir: Gott hat sie verwirrt, um uns zu schützen!

Doch für seine Familie sah er die Bedrohung als Antwort auf seine Fragen. Er suchte im überfüllten aber etwas sichereren Nachbarstädtchen nach einer Bleibe für seine Familie und nach Schulplätzen für die Kinder. Jetzt fährt er regelmässig mit dem Fahrrad oder – wenn er Geld für Sprit hat – mit dem Motorrad nach P., um die dort verbliebenen Christen zu ermutigen und mit ihnen Gottesdienst zu feiern.

Manchmal nimmt er auch seine Frau mit, doch immer kehren sie vor Einbruch der Dunkelheit zurück.

*Name geändert